Detailfotos

o.T(Mülleimer)
Material: runde Holzplatte im Durchmesser von 2m,
24 Tretmülleimer aus Metall in Chrom-Optik
Installation
In der Archäologie sind Müllorte wertvolle Fundstätten alter Kulturen: Oft erfahren
Wissenschaftler nur durch Müllablagerungen, welche Alltagsgegenstände in der jeweiligen
Kultur verwendet und durch Verschleiß unbrauchbar wurden (Teller, Kämme, Gefäße…).
Wertstoffe werden heute getrennt, um sie zu recyceln – ein zunächst paradoxer Gedanke,
dass Müll auch wertvoll sein kann.
In der Installation wird dieser Gegensatz auf die Spitze getrieben: Müllbehälter werden in
der Form von Strahlen eines Sonnenrades präsentiert, das uns als altes Symbol von
vorherigen Generationen vertraut ist. Eine Sonderform des Sonnenrades ist die
Monstranz. Sie wird in der Liturgie als eine Halterung verwendet, um eine Hostie zu
zeigen, die sich nach dem katholischen Glauben in den Leib Christi verwandelt. Es geht
um das Höchste, das Wichtigste, das Allerheiligste. Christus wird als Sonne verehrt.
Das, was wir hingegen am wenigsten haben wollen und wegwerfen, ist Müll. Abfalleimer
kennen wir aus dem häuslichen Bereich in der Regel einzeln und stehend. Unter
verschiedenen Namen und Artikelnummern gehört der zylinderförmige zu den Klassikern
und ist sowohl im Bad als auch in Küchen häufig vertreten. Auch ich besitze einen. Der in
der künstlerischen Arbeit zu sehende Tretmülleimer heißt in einer bekannten
Möbelhauskette „Karen“, wurde in China angefertigt und ist für 4,79€ pro Stück erhältlich.
In der Installation werden die Betrachterinnen und Betrachter mit 24 frontal ausgerichteten
Abfalleimern konfrontiert. Dadurch begegnen sie der Mitte, dem Zentrum, auf Augenhöhe.
Aus der ungewohnten Perspektive können die Deckel sehr große Silbermünzen sein,
gleichzeitig aber auch schwache Spiegel: Wir werfen den Müll weg und sehen uns dabei
selbst. Form und Inhalt sind mehrdeutig.
Das Innere des Gefäßes ist negativ konnotiert, die äußere Hülle hingegen wirkt ästhetisch.
So lässt sich das Negative in unserer Umgebung besser ertragen.